Dienstag, 30. September 2008

Dienstag der "Chita"

Das Programm des Festes sieht für den Dienstag um 17:00 h vor:
Chita-Meisterschaft für Männer / Chita-Meisterschaft für Frauen ("Campeonato de chita masculino / Campeonato de chita femenina").

Männer und Frauen kämpfen bei diesem Wettbewerb tatsächlich getrennt um den Preis, der bei beiden aber der gleiche ist: ein Schinken.- Hier das Wettkampfsgelände der Männer:

und das der Frauen, beträchtlich kleiner:

Bei diesem "Chita" genannten Spiel handelt es sich darum, daß dem Spieler gelingt, einen kurzen Holzstock, der in gewisser Entfernung von ihm aufgestellt ist, durch Würfe von kleinen Metallscheiben zu Fall zu bringen; da jeder Spieler in jeder Runde über drei Metallscheiben verfügt, kann er Punkte sammeln.- Wer in mehreren (2 oder 3?) Runden es nicht schafft, den Holzpflock zu Fall zu bringen, scheidet aus.

Derjenige Spieler, der in einer Runde auf den aktuellen Spieler folgt, muß dafür sorgen, daß im Fall, daß der Vorgänger getroffen hat, der Holzpflock wieder aufgerichtet wird, wie hier zu sehen:

... und wenn er dann dran ist, sammelt er die drei Metallscheiben ein und begibt sich an den Platz, von dem aus er werfen muß.

Daß das Spielgelände der Frauen kleiner als das der Männer ist, rührt daher, daß die Entfernung, die den Holzpflock von der Linie trennt, von der aus geworfen wird, bei den Männern größer als bei den Frauen ist.

Die Beteiligung der Frauen an diesem Wettkampf ist vergleichbar mit der der Männer:

Kurios ist, daß es auf dem Gelände der Männer keine Zuschauerinnen gab, während beim Wettkampf der Frauen das Publikum durchaus gemischt war.

Andere zogen es vor, den Ablauf der Meisterschaft aus größerer Entfernung zu verfolgen:

Selbstverständlich wurden alle Teilnehmer am Wettkampf und die von ihnen erzielten Punkte durch einen Verantwortlichen in jeder Gruppe protokolliert und zugleich auf den korrekten Ablauf des Wettkampfes achtet; hier diejenige (die mit dem weißen Blatt), die bei den Frauen dafür verantwortlich war:

Montag, 29. September 2008

Der Montag des Festes

Am Vormittag dieses Montags, parallel zu dem, was im offiziellen Programm angezeigt wird, gibt es eine Veranstaltng, von der ich nicht weiß, in welcher Epoche oder Tradition sie ihre Wurzeln hat: gegen 11 Uhr kommen ausschließlich Männer an einem Platz etwas außerhalb des Dorfes zusammen, um Fleich zu braten und es mit Wein und Brot und (dieses Mal) einer großen Menge höchst leckerer in zwei Hälften zerschnittenen Tomaten zu essen:

Im Anschluß an dieses zweite Frühstück wird eine Anzahl von Stangen so hergerichtet, daß man "tortas" aufstecken kann, ohne daß diese Gefahr laufen, herunterzurutschen:

Danach machen sich alle auf den Weg zu dem im Zentrum des Dorfes gelegenen Platz, umgangssprachlich Tanzplatz genannt:

... wo sie sich in den "Tanz zum Aperitif" ("Baile-Vermouth", um 13:00 h nach dem Festprogramm; "Tanz zum Aperitif" ist eine unbeholfene Übersetzung von "Baile-Vermouth": an Sonn-, Feier- und Festtagen erlaubt man sich häufig, die 1 oder 2 Stunden vor dem Mittagessen in der Wirtschaft bei z.B. Wein oder Bier und bei Oliven oder ähnlichen Kleinigkeiten zu verbringen, und man spricht dann davon, daß man den Aperitif nimmt, nennt das auf Spanisch also "einen Wermut trinken" - obwohl ich eher nie jemanden bei solchen Gelegenheiten einen Wermut bestellen gesehen habe) einreihten, alle Anwesenden zu den "tortas" (und zum auch in "cántaras" - Glasgefäß mit 16 l Inhalt - mitgebrachten Wein) einluden.

Abends, besser gesagt: mitternachts, wohnte ich einem weiteren Punkt des Festprogramms bei, dem "Abend der Verkleidungen" ("Noche de disfraces"): etwa 5 Gruppen hatten szenische Darstellungen vorbereitet, bei denen die Verkleidungen die Hauptrolle spielen:

Das alles im Rahmen des letzten Tanzes dieses Festes, mit dem stimmungsstrahlenden Orchester "Denis Band":

Ein Orchester, das sogar einen Beitrag geringerer Lautstärke bot und Platz dafür ließ, der auf gute Aufnahme traf:

Sonntag, 28. September 2008

Fest der Schutzheiligen

Am letzten Septembersonntag pflegt man in Maderuelo das Fest der Schutzheiligen des Dorfes zu feiern, die "Fiestas en honor de nuestra Señora de Castroboda". Die Festlichkeiten erreichen diesen Sonntag tatsächlich ihren Höhepunkt, mit einer großen Prozession, mit der eine Skulptur der Schutzheiligen von einer außerhalb des Dorfes stehenden Kirche in die Hauptkirche gebracht wird.

Die Aktivitäten im Zusammenhang mit diesem Fest beginnen aberschon am Abend des vorangehenden Freitags (26. September) und enden erst am folgenden Sonntag (5. Oktober) mit einer anderen Prozession die Schutzheilige wieder an ihren gewohnten Platz überführt wird, von dem sie den Sonntag davor weggeholt wurde.

Alle Festververanstaltungen werden aufgeführt sowohl in einem gedruckten Programm als auch auf einer Seite des Rathauses. Dem Kalendarium der verschiedenen Veranstaltungen, für die Orientierung sehr nützlich und notwendig, geht ein "Gruß des Bürgermeisters" voraus, in dem er mit gutgemeinten Worten zum Erleben des Festes einlädt und in dem er nur an einer Stelle die derartigen Festen eigene und sie konstituierende Abwesenheit von Politik vermissen läßt, indem er sagt, daß "er gerne sähe, daß wir in den an unsere Schutzheilige gerichteten Gebeten ... auch darum bitten, daß es mit der Einheit Spaniens nicht bergab gehe."; aber da diesen Gruß fast niemand liest, machte das nichts aus.

Die Zahl von Veranstaltungen ist enorm. Über das Konzert von Juan Hedo sprach ich gestern ein wenig.- Allein an Orquestern traten drei während dieser Festtage auf: AZTECAS, JAMAICA und DENIS BAND; normalerweise mit jeweils zwei Aktuationen pro Tag: eine vor dem Abendessen, gegen 20 Uhr bis etwa 22 Uhr, und die zweite nach dem Abendessen irgendwann ab Mitternacht.
Nachdem ich der großen Prozession vormittags zugeschaut hatte, ging ich nachmittags zum Wettkampf der Pelotaspieler, "Pelota a mano":

Das ist das mit der Hand gespielte Pelotaspiel ("pelota a mano"); das heißt: der Pelotaball wird mit der ungeschützten Hand angenommen und zurückgeschlagen! Und ansonsten ist es ein Sport, der den 4 Spielern (2 pro Partei) sehr große Schnelligkeit abverlangt:

Das Publikum, das zu dem Sportereignis kam, war nicht sehr zahlreich, aber dafür gemischt:

Samstag, 27. September 2008

Von Irún nach Maderuelo

Frühaufstehen um den Zug zu erreichen, der um 8:15 h von Irún abfährt. Seltsam ist, daß man jetzt, auf Reisen mit dem Zug Und auf der Suche nach dem Bahnhof man sich nicht mehr nur nach der Abkürzung RENFE (Red Nacional de las Ferrocarriles Españoles = Nationales Netz der spanischen Eisenbahnen) richten kann (so, wie es etwa 65 Jahre lang der Fall war), sondern seinen Blick sensibilisieren und auf die Abkürzung ADIF (Administrador de Infraestructuras Ferroviarias = Verwalter der Eisenbahn-Infrastrukturen) ausrichten lassen muß. RENFE ist nicht mehr das, was es mal war, an seine Seite ist ADIF getreten: verdoppelte Verantwortlichkeiten, das heißt weniger Verantwortlichkeit für jeden einzelnen:

Als der Diktator noch herrschte, wurde die Bahnlinie Burgos-Madrid eingeweiht; daran erinnert eine Tafel vor dem Bahnhof von Burgos. Die Bahnverbindung selbst als Verbindung zwischen Frankreich und Spanien war bereits während der Republik ersonnen und zu großen Teilen realisiert worden:

Bis in die 80er Jahre hinein verkehrten auf dieser Strecke zwei ZUgpaare zwischen Paris und Madrid, via Aranda de Duero.

Jetzt gibt es keinen Zug mehr der von Brurgos über Aranda de Duero geht. Ich verließ mich auf http://www.bahn.de wo man gesagt bekomt, daß täglich um 11:41 h ein ZUg von Burgos nach Aranda de Duero geht, aber am Ort selbst wird einem gesagt, daß dieser Zug der Arbeiten an der Verbesserung der Linie wegen nicht fährt.

An die Verbesserung der Linie glaubt niemand; man glaubt eher, daß es sich hier um einen weiteren Schritt in Richtung auf die endgültige Abschaffung der Linie handelt.

Wie dem auch sei: Mit dem Bus ging's von Burgos nach Aranda de Duero, und von dort brachte uns die Liebenswürdigkeit von jemandem, der uns mit dem Auto abholte, nach Maderuelo.

Maderuelo voll im Festestreiben: abends in der Kirche St. Miguel (eine Kirche wo weder der Bischof in Segovia noch der Papst etwas zu sagen haben, weil das Rathaus bestimmt; weswegen man hier auch Szenen eines Fernsehfilmes über die Inquisition drehen konnte, der der Kirche nicht paßte) gab es ein Konzert von Juan Hedo:

Die Teilnahme am Konzert war beinahe überwältigend, entgegen meinen Befürchtungen:

Freitag, 26. September 2008

Von München nach Irún im Zug

In 15 Stunden und 5 Minuten innerhalb eines einzigen Tages mit der Bahn von München nach Irún (auf der spanischen Seite der französisch-spanischen Grenze am Atlantik) - das geht:

Abfahrt in München um 6:20 h, Ankunft in Straßburg um 10:13 h;
Abfahrt in Straßburg um 11:53 h, Ankunft in Bordeaux um 18:23 h;
Abfahrt in Bordeaux um 18:56 h, Ankunft in Irún um 21:25 h.

Der Preis ist erschwinglich. Wenn man die "Carte Senior" (für die Älteren, kostet 56 EUR für 1 Jahr) der französischen Eisenbahnen hat (sie wurde für die Strecke von München nach Straßburg benutzt), bezahlt man:

München --> Straßburg: 34,50 EUR
Straßburg --> Bordeaux: 25,00 EUR
Bordeaux --> Irún: 16,30 EUR.

Das heißt, daß es insgesamt 75,80 EUR gekostet hat.- Leider sind diese Preise nicht die normalen: ich löste die Fahrkarten Monate vorher übers Internet.

In Straßburg gibt es viel Zeit, um einen Kaffee oder was auch immer zu trinken: die Enttäuschung war groß, als wir die bereits mehrere Male besuchte Wirtschaft in der Nähe des Bahnhofs in eine Moschee verwandelt sahen. Zurück im Bahnhof blieb immer noch Zeit, um die Veränderungen zu betrachten, denen er unterzogen wurde; eine Art "Blase aus Glas" verbirgt jetzt die Fassade des Bahnhofs:

Wenn man sich in dieser Glasblase befindet, kann man sich noch an den Einzelheiten des prächtigen Gebäudes erfreuen:

Die Bahnhofshalle, mit dem Hauch einer Kathedrale, ist wenigstens von Veränderungen verschont geblieben:

Un man muß anerkennen, daß diese "Glasblase" des Schutzes wegen, den sie vor den Unbilden des Wetters bietet, durchaus dazu einlädt, dort die Zeit beim Warten auf den nächsten Zug zu verbringen:

Die Fortsetzung der Reise mit einem Direktzug nach Bordeaux vermeidet das gewohnte und (des Schleppens der Koffer durch durch viele und lange Tunnel der Metro wegen) gefürchtete Umsteigen in Paris. Schade nur, daß es dieser Direktzüge vom Osten in den Südwesten Frankreichs so wenige gibt - ich bin noch nicht einmal sicher, ob ein weiterer fährt außer dem, den wir genommen haben:

Straßburg Abfahrt 11:53
Lorraine TGV Abfahrt 13:07
Champagne-Ardenne TGV Abfahrt 13:47
Marne la Vallée-Chessy TGV Abfahrt 14:21
Massy TGV Abfahrt 15:01
St-Pierre-des-Corps Abfahrt 15:55
Poitiers Abfahrt 16:35
Angouleme Abfahrt 17:21
Bordeaux-St-Jean Ankunft 18:23

Die ersten 4 Haltestellen gehören zu sehr neuen, etwas geisterhaft wirkenden Bahnhöfen, da sie im Verlauf der Entwicklung des Netzes der TGV (Hochgeschwindigkeitszüge) eingerichtet wurden; ein Beispiel bildet die Station Lorraine:

und ein anderes die Station Champagne-Ardenne:

Man fährt sehr nah an Paris vorbei (die nächstgelegene Station ist Massy im Südwesten der Hauptstadt), aber von der Stadt selbst sieht man fast nichts, oder nicht viel mehr als dies:

... und ich weiß noch nicht einmal, ob der hier zu sehende Fluß die Seine ist oder nicht.

Freitag, 19. September 2008

Vor dem Oktoberfest

Morgen beginnt das so berühmte Oktoberfest. Das Fest selbst ist eine Angelegenheit (nicht nach jedermanns Geschmack, nach meinem aber durchaus), eine andere bilden die Arbeiten, die ihrer Eröffnung vorausgehen und die mich jedes Jahr ganz besonders beeindrucken.

Man muß sich klarmachen, daß, bevor der Aufbau des Ganzen losgeht, das Gelände derart leer daliegt:

Aber der Tag kommt, an dem die Anstrengungen ihren Anfang nehmen, aus diesem unwirtlichen Gelände (sein Name "Theresienwiese" täuscht) in einen Platz zu verwandeln, der sich dazu eignet, daß sich auf ihm Millionen von Menschen vergnügen:

Auf der offiziellen Oktoberfest-Seite findet sich eine ziemlich gute photographische Dokumentation der Aufbauarbeiten.

Im folgenden füge ich einige Photographien hinzu, die Eindrücke von mir wiedergeben. Es ist tatsächlich einfach, sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad mitten ins Aufbaugeschehen zu begeben, so daß man sie ganz aus der Nähe beobachten kann. Es ist beeindruckend, wie man in wenig mehr als zwei Monaten etwa ein Dutzend von großen Zelten errichtet, von denen jedes fast 10.000 Personen faßt. Zelte, die mit all dem versehen sind, was erforderlich ist, diesen 10.000 (während des ganzen Tages werden es wesentlich mehr sein, die das Zelt aufsuchen) mit Essen und Trinken zu versorgen, und zwar nicht im Feldküchen-Stil, sondern mit ziemlichem Komfort. Zelte, die auch Sanitärinstallationen haben müssen, die den Bedürfnissen ihrer viel Bier trinkenden Besucher zu genügen in der Lage sind, und die außerdem auch noch Unwettern gewisser Stärke widerstehen müssen.

Am 20. Juli (das heißt 6 Tage nach Start der Arbeiten) sind schon bemerkenswerte Fortschritte wahrzunehmen:

Drei Tage später:

Und weitere 5 Tage später, am 28. Juli:

Am 7. August (das heißt fast anderthalb Monate vor dem Fest) erscheinen bereits die Tanks, von denen anzunehmen ist, daß sie zur Aufbewahrung des Biers dienen:

Am gleichen Tag sieht man auch die Kohlensäure-Flaschen, die dafür sorgen, daß das Bier beim durstigen Kunden mit den Bläschen und dem Schaum ankommt, die zu seinem guten Geschmack gehören:

Zufällig war ich an jenem Tag bei der "Krönung" von einem der Zelte dabei:

Aber für das, was nicht fehlen durfte, hatte ich keine Zeit mehr: die kirchliche Segnung des Symbols weltlicher Macht durch Aufsetzen des Symbols der kirchlichen Macht.

Aber einige Tage später war diese symbolische Vereinigung der zwei Mächte anzusehen (bei dieser Gelegenheit mit mehr Neutralität als dann, wenn man Fällen dieser Union in unserer Geschichte und auch noch Gegenwart gewahr wird):

An jenem Tag, dem 21. August, ein anderer Anblick des Standes der Dinge:

Das Oktoberfest schließt eine Kirmes ein, deren Montage parallel läuft; hier ein Anblick derselben, wie er sich am 3. September bietet:

Klar, des Ausmaßes der Arbeiten wegen gibt es viele Arbeiter auf dem Gelände, die hier ihr zweites Frühstück, zu Mittag essen und vespern müssen. Deshalb gibt es 3 oder 4 Kantinen; hier eine von ihnen, die der Brauerei "Löwenbräu", die ich all die Jahre am meisten besuchte:

Im Prinzip sind diese Kantinen zur Versorgung der Arbeiter gedacht und zeichnen sich deshalb durch maßvolle Preise aus. Aber man läßt auch Personen zu, die mit den Arbeiten nichts zu tun haben, wie man am Beispiel dieser Frau sieht, die nicht nur Tischdecke und Geschirr von zu Hause mitgebracht hat, sondern auch das Essen (ebenso wie, was das Essen geht, auch einige der Arbeiter es zu tun pflegen): ein von allen wohlgesehenes Verhalten, denn es entspricht einem in dieser Gegend bestehenden historischen Recht des Gastes, in einigen Lokalen einer bestimmten Klassifikation, in denen er nur zum Verzehr von Getränken verpflichtet ist (das Prinzip des "Biergartens").

Es gibt andere Eindringlinge, die den Reiz des Ortes zu genießen verstehen, wie dieser:

und andere, die offensichtlich auch nichts mit den Arbeiten zu tun hatten:

Zwei Tage vor Beginn des Festes ist noch eine fieberhafte Aktivität zu beobachten; obgleich fast alles fertig ist, bleiben Zulieferungsarbeiten (Hähnchen, Ochsen, Würstchen, Fische, Süßigkeiten etc.) zu erledigen: