Ich fuhr mit dem Zug aus Deutschlands Süden in dessen Norden, von München nach Bad Harzburg, was einer Entfernung von etwa 675 Eisenbahnkilometern entspricht. Daß ich für die Fahrkarte nur 7,40 EUR bezahlen mußte, ist eine Lüge, denn ich bezahlte 37 EUR dafür: aber es wäre keine Lüge gewesen, wenn ich eine Gruppe von fünf Personen zu bilden in der Lage gewesen wäre, die an derselben Strecke interessiert gewesen wären.
Es ist nämlich so, daß die Deutsche Bahn (DB) samstags und sonntags für 37 EUR Fahrkarten verkauft (das sogenannte Schönes-Wochenende-Ticket), die dazu berechtigen, während des ganzen Tages auf dem gesamten Streckennetz zu fahren und dabei sogar von bis zu 4 Personen begleitet zu werden; dabei bleibt aber die Benutzung der schnelleren Züge ausgeschlossen.- Mangels Reisegefährten fuhr ich allein, 10 Stunden lang mit fünfmaligem Umsteigen; hätte ich eine Fahrkarte zum Preis zwischen 69 und 89 EUR, mehr oder weniger, gekauft, hätte ich die gleiche Reise in ungefähr 6 Stunden machen können und nur ein oder zwei Mal umsteigen müssen.
Mit dem Zug durch das Land zu reisen, das bis vor 20 Jahren die DDR war, ist immer noch interessant. Es gibt gute Beispiele für die Reform der Bahn-Infrastruktur, wie etwa diese Bahnsteigüberdachung des Bahnhofs Gera:
Aber gleichzeitig gibt es viel Verfall:
Den Bahn-Nostalgiker begeistert das beinahe, weil er sich etwas gegenübersieht, das ein Museum zu sein scheint, aber wenn er zugleich auch nicht nur ein Nostalgiker, sondern ein Freund des Eisenbahnverkehrs ist, dann ist er besorgt, weil das, was man sieht, ja Realität ist und funktionieren muß. (Um deutlicher zu machen, was ich sagen möchte: Jemand, der mit dem Auto über die Straßen der ehemaligen DDR fährt, wird sich nie einer Situation ausgesetzt sehen, bei der er sich in einer Tankstelle im Stil der fünfziger Jahre mit Treibstoff versorgen müßte).
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