Dienstag, 20. Mai 2008

Die verdammte Fahne!

Kurt Tucholsky schrieb 1931: "Jeder Mensch hat eine Leber, eine Milz, eine Lunge und eine Fahne; sämtliche vier Organe sind lebenswichtig. Es soll Menschen ohne Leber, ohne Milz und mit halber Lunge geben; Menschen ohne Fahne gibt es nicht."

Daran dachte ich, als ich in der Wochenendausgabe (17.5.2008) der Süddeutschen Zeitung auf Seite 9 den Artikel "Ein Stück Stoff für eine Heldensage" las: Weil ein junger Mann, Francesc Argemí (genannt "Franki"), vor 6 Jahren angeblich dem Tuch einer spanischen Fahne auf einem Fest in Terrasa (Katalonien) Schaden zugefügt haben soll, mußte er für 3 Jahre ins Gefängnis, und ist noch dort.

Nun gut, der Verurteilte war katalonischer Nationalist, aber von denen, die ihn verurteilt haben, kann man mit gutem Grund annehmen, daß sie in nicht geringerer Intensität spanische Nationalisten waren, insbesondere solchen, die meinen, es den katalonischen Nationalisten zeigen zu müssen.

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Spanien hat noch die Fahne, die die Putschisten von 1936 dem Land auferlegten. Lebenszeichen der in dreijährigem Krieg vernichteten Republik gibt es nur sehr sparsam: so wie auf einer Ausstellung, die ich am 12.2.2008 zu besuchen die Gelegenheit hatte, in Aranda de Duero, einer Stadt, die historisch nicht gerade zu den Festen der spanischen Republik gehörten: dort war im Kulturhaus (Casa de Cultura) eine Ausstellung über Manuel Azaña zu sehen, Spaniens Präsident zum Zeitpunkt des Putsches am 18.7.1936.

Dort sieht man die Fahne der spanischen Republik:

Daß man solch eine pro-republikanische Ausstellung überhaupt in einer eher konservativen Stadt wie Aranda de Duero an zentraler Stelle des städtischen Kulturbetriebes zeigen darf, das ist nicht selbstverständlich, und zugleich weckt das Hoffnung.

Wenige Monate später war ich in Alicante; dort ist die republikanische Tradition ungleich stärker vertreten. Bei einem Rundgang durch die Stadt findet man durchaus Zeugnisse republikanischer Gesinnung:

Aber man mache sich nichts vor: Hinter diesen Plakaten stehen absolut minoritäre Gruppen; man kann sich freuen, daß es diese überhaupt noch gibt, aber sie spielen im politischen Kalkül keine Rolle. Die großen Parteien, bis hin zu Izquierda Unida (Vereinigte Linke) trauen sich derzeit nicht, die Legalität der Republik zurückzufordern.

1 Kommentar:

Cigarra hat gesagt…

No se alemán y envidio totalmente tu bilingüismo. Me dan ganas de ponerme a estudiarlo aprovechando tu doble publicación en los dos idiomas. Si mantener un blog tiene mérito ¡cuánto mas mérito tiene hacerlo simultáneamente en dos idiomas!
Un saludo