Donnerstag, 1. Mai 2008

Maderuelo 9.3.2008: Parlamentswahlen

Am Sonntag, den 9.3.2008, fanden in ganz Spanien Parlamentswahlen statt. Nach dem Mittagessen ging ich zum im Rathaus untergebrachten Wahllokal des Dorfes (siehe die orangefarbene Anzeige):

Das war ein guter Moment, weil dann, nach dem Mittagessen, alle zu Hause bleiben und ich mich deshalb, fehlender Wähler wegen, in Ruhe mit den Wahlhelfern unterhalten konnte.

Es überraschte mich positiv, daß die drei Mitglieder der offiziellen Wahlkommission (direkt unter dem - offensichtlich unvermeidlichen - Bild des Königs), alle recht jung waren (womit ich nichts gegen meine eigene Generation gesagt haben will ...):

Ich erfuhr, daß die Wahlbeteiligung zu jenem Zeitpunkt (die Wahllokale schließen um 20:00 h) schon hoch war, und daß Langeweile (immerhin war für ca. 150Stimmberechtigte das Lokal 11 Stunden geöffnet!) nicht aufkam, Dank der Nutzung der Gelegenheit zum Austausch vieler Informationen.


Kurz vor 20:00 h, Schließung des Wahllokals, kreuzte ich erneut auf; vor mir waren schon 2 Vertreter der Öffentlichkeit eingetroffen, im Verlauf der kommenden Stunde kamen etwa 20 noch dazu, unter ihnen der Bürgermeister, zwei Gemeinderatsmitglieder und der Sekretär des Rathauses (der Sekretär vertritt in diesen superkleinen spanischen Gemeinden die Spitze der Verwaltung). So wie ich die Spanier kenne, beeindruckte mich in höchstem Maß, daß alle bis zum letzten Augenblick der Stimmenauszählung schwiegen.

Die Wahlurne zu öffnen, ist garnicht so einfach und bedarf derZusammenarbeit mehrerer derer, die den Wahltisch besetzen:

Dann geht's los: erst wird die Urne "Congreso de los Diputados" ausgezählt. Das ist die wichtigere Kammer des Parlaments, sozusagen das Unterhaus (oder der Bundestag).

Umschlag für Umschlag muß geöffnet werden, um zu sehen, welcher Zettel drinsteckt. Und die Vorsitzende der Wahlkommission beschränkt sich nicht nur darauf, die Partei zu nennen, für die die Stimme gilt, sondern zeigt den Wahlzettel den anderen:

Das Verfahren ist nämlich so, daß der Wähler sich unter den 23 Zetteln, von denen jeder einer Partei entspricht, die Partei raussucht, die ihm am meisten gefällt; den Zettel steckt er in den Umschlag, und der wandert in die Urne.

Unter den 23 Zetteln gibt es natürlich die der bekannten Parteien: Partido Popular(PP), Partido Socialista Obrero Español (PSOE), Izquierda Unida (IU). Faschistische Gruppierungen sind sogar mit 2 oder 3 Parteien (=Zetteln) vertreten. Und, man sollte es nicht für möglich halten, es tritt sogar eine "Comunión Tradicionalista Carlista" auf.- "Los Verdes" (Die Grünen) gibt es auch, wie auch der "Partido antitaurinocontra el maltrato animal" (Die Partei gegen den Stierkampf und gegen die Mißhandlung derTiere):

Diese Auszählung ist schon etwas langwierig, bis hin zu langweilig. Zumal anschließend ja noch die Auszählung der für den "Senado" (den Senat, so etwas wie das Oberhaus oder der Bundesrat) stattfindet. Für den Senat stimmt man ab, indem man auf einem großen Bogen, der die Kandidaten aller Parteien aufführt, bis zu drei Namen ankreuzt; die Auszählung dieser Senats-Stimmen erfordert entsprechend mehr Zeit:

Zum Schluß müssen alle die Zähllisten auswerten, die sie im Verlauf der Auszählung angelegt haben, indem sie die verschiedenen Werte (abgegebene Stimmen, ungültige Stimmen, Stimmen für eine Gruppierung oder für einen Kandidaten) summieren. Und anschließend ist noch zu überprüfen, ob die Ergebnisse, zu denen die Mitglieder des Wahltisches gekommen sind, übereinstimmen.- Harte Arbeit, wie man sieht:

Glücklicherweise wurde diese Übereinstimmung rasch festgestellt, und so konnte die Wahlnacht kurz bleiben.

Ergebnis: Die Stimmen für die Rechte (PP) überwogen die für die Mitte (PSOE) um ca. 15 %, keine Überraschung im ländlichen Kastilien. Erfreulich immerhin, daß es für die faschistischen Parteien keine einzige Stimme gab. Die Linke (IU) konnte sich immerhin zweier Stimmen erfreuen, und es gab sogar eine Stimme für "Los Verdes".


Na ja, wie es im nationalen Maßstab ausging, das ist wohlbekannt: die Rechte hat verloren (mit ihr die reaktionäre Mehrheit der etwa 70 spanischen Bischöfe und mit ihr wiederum der Papst).

Die Mitte hat gewonnen, es bleibt also alles so, wie es war - oder auch nicht, denn die Tendenz zum Zweiparteiensystem nach dem Muster der USA ist ja wohl nicht gerade das, was wir von einer Demokratie in dem Europa erwarten, das aufzubauen man gerade dabei ist.


Die Ergebnisse im Detail:
Maderuelo
- Spanien

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