Freitag, 11. Dezember 2009

Faultier im Klohäuschen

Der Begriff Faultier wird hier nicht in seinem figurativen Sinn benutzt, sondern bezeichnet das Tier, das vieler Eigenschaften seines Körpers und seines Lebens wegen seinen Namen verdient trägt.

Und Klohäuschen bezieht sich auf jenes denkmalgeschützte Gebäude an der Westeinfahrt der Großmarkthallen Münchens, das jahrelang geschlossen war und seit diesem Jahr für künstlerische Aktivitäten genutzt wird.

Um 7 Uhr nachmittags Einweihung einer Installation von J.C. Leopold - eine Vernissage im Freien, nach Eintritt der Dunkelheit, bei Schneeregen und ziemlicher Kälte, denn die Veranstaltung fand vor der Tür statt, hinter der das imaginäre Faultier von seinem in dschungelartiger Umgebung verborgenen Rückzugspunkt aus durch unaufhörliches Schnarchen auf sich aufmerksam machte.

Eine Tafel läßt die Absichten wissen, die der Künstler mit seinem hier vorgestellten Werk verfolgt:

J.C. Leopold instrumentalisiert das Lebewesen Faultier als Symbol für seinen Ruf nach einem entschleunigteren Leben.

Es war nicht der Augenblick, um diese Losung auf ihre Prämisse hin zu hinterfragen, nach der das Leben bereits entschleunigt ist: was bedauerlicherweise bereits derart beschleunigt ist, kann nicht plötzlich entschleunigter sein, sondern muß vorher Etappen durchlaufen, in denen es erst weniger beschleunigt und dann etwas entschleunigt ist.

Aber wie dem auch sei: Die Idee, die der Künstler zum Ausdruck bringen will, ist äußerst sympathisch und bedenkenswert!

Hier ist J.C. Leopold vor der Tür zu sehen, die seine Arbeit schützt. Auf der Erde steht eine kleine Kochplatte, auf der der Glühwein zubereitet wird, der den Teilnehmern an der Vernissage dazu dient, gegen die Kälte anzukämpfen:

Wenn man durch die Tür ins Innere blickt, erkennt man eine andere Tafel, die mehr Einzelheiten über besagtes Tier und dessen Aussehen sowie sein Verbreitungsgebiet wissen läßt:

... derart, daß wir die Form zu interpretieren verstehen, die das Gebäck hat, das zum Glühwein gereicht wird:

Die Eröffnung endet damit, daß der Künstler verschiedene von ihm ausgewählte literarische Zeugnisse vorliest, die sich mit dem Thema der Notwendigkeit und des Sinns der Entschleunigung des Lebens beschäftigen:

Bis Ende Januar 2010 wird das Faultier an dieser Stelle weiterschnarchen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das ist eine Tolle Idee und erinnert mich an den Headegg Kiosk in der Trogerstrasse in Haidhausen.
Dort kann man auch nicht die Ausstellungsfläche betreten und sieht die Kunstwerke nur von aussen. Toll mit dem Faultier im Klhäusschen! Mehr solche Ideen in München! Hier der andere offene (oder auch geschlossene, wie man es nimmt) Kunstraum: www.headegg.de