Donnerstag, 13. Dezember 2012

Resi-Huber-Platz: Platzbenennung

Seit heute gibt es einen neuen Platz im Münchner Stadtteil Sendling: eine freie Fläche neben der U-Bahn-Station Brudermühlstraße, an gewissen Tagen der Woche von einem kleinen Lebensmittel-Markt genutzt, aber bis heute eines eigenen Namens ermangelnd, bekam einen Namen. Um sich auf diesem Platz zu verabreden, mußte an sagen: Ecke Thalkirchner Str. / Brudermühlstr.

Für den Postboten gab es keine Probleme, da es keine anliegenden Gebäude gibt, denen fehlender Benennung des Platzes wegen eine postalische Adresse fehlen würde - und es wird derartige Probleme auch nicht geben, weil es höchstwahrscheinlich niemals Postempfänger mit dieser Anschrift geben wird:


Das eigentlich Entscheidende ist, daß Dank anhaltender und jahrelanger Bemühungen lokaler Initiativen zivilgesellschaftlichen und politischen Charakters sich der Münchner Stadtrat entschloß, die fragliche Freifläche offiziell Resi-Huber-Platz zu nennen.

Resi Huber wurde am 13. Dezember 1920 geboren, und deswegen nahm man heute den formellen Akt der Namensvergabe für diesen Platz vor, das heißt genau an ihrem 92. Geburtstag - an einem Tag, den sie nicht mehr erlebte, da sie am 22. März 2000 starb.

UM 4 Uhr nachmittags kommen die Menschen zusammen, um die Platzbenennung zu begehen. Anzunehmen ist, daß sie mehrheitlich wissen, wer Resi Huber war, aber für alle Fälle war eine gut gemachte Informationstafel aufgestellt worden:






Der Kälte und des Schnees wegen überraschte mich die Menge der Personen, die gekommen waren; hier verbringen sie die Zeit bis zum Beginn der Reden mit der Lektüre der Informationstafel:




Mit nur leichter (aber der Kälte - 2 Grad unter Null - wegen sehr gefühlter) Verspätung beginnt die Veranstaltung:



Resi Huber, geboren in Dachau, wo man das erste Konzentrationslager kurz nach der Machtergreifung 1933 einrichtete, traf es 1942, das heißt im Alter von 22 Jahren, Arbeit als Zivilangestellte in ebendiesem Konzentrationslager zu finden (und bis 1944 angestellt zu bleiben).

Bis hier ist alles normal. Aber jetzt beginnt das weniger Normale: diese junge Frau empfand eine Empathie mit den Gefangenen, die sie dort traf. Vor allem eine Empathie, die sie zu einem Extrem führte, das sie in in größte Gefahr bis hin zu der des Todes führte:

Sie ermöglicht einen gewissen Austausch von Korrespondenz zwischen Gefangenen und der Außenwelt; in Zusammenarbeit mit der Köchin ihrer Arbeitsstelle verhilft sie Gefangenen zu Extrarationen von Essen; und sie geht sogar so weit, für gefangene Priester (ja, sie gab es, obwohl sich das Regime ansonsten gut mit der katholischen Kirche verstand, so wie beim spanischen Faschismus) Meßwein heimlich ins Lager zu bringen.

Diese Frau trat 1946 in die KPD ein, und blieb ihr bzw. (ab 1968) der DKP bis zu ihrem Tod im Jahr 2000 treu, durch die Periode des Verbots dieser Partei von 1956 bis 1968 hindurch, das heißt: eine weitere Epoche der Illegalität durchlebend.



Es beginnen die Redebeiträge mit dem von Ernst U. Dill, Repräsentant des Bezirksausschusses Sendling:



Friedbert Mühldorfer setzt  für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) setzt fort:



Florian von Brunn von der Initiative Historische Lernorte Sendling anschließend mit Gedanken über politischen Mut:



Der persönlichen Würdigung der Resi Huber widmet Helene Sinzinger-Brütting ihren Beitrag:


Petra Gebell (Stimme) und Peter Dreier (Gitarre) beschließen die Veranstaltung mit drei Liedern für Resi Huber:

 

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