Sonntagsausflug: von Alicante in den Süden der Provinz. Auf dem Fußweg zum Bahnhof begegne ich in der Av. de Jijona (etwa auf der Höhe der Calle Crevillente) dieses Plakat, das ich bereits am Abend vorher sah, von dem ich aber nicht zu hoffen wagte, daß es die Nacht überlebte:
(Versteckt die Kinder, der Papst kommt!)
Klar, dieses Wochenende ist der Papst zu Besuch in Spanien, was nicht alle mit Freude erfüllt. Ich finde es eher seltsam, daß in den Straßen nicht mehr Protestplakate gegen den Papst und seine unverhüllte Absicht zu sehen sind, sich in die inneren Angelegenheiten des Landes einzumischen.
Im Bahnhof angelangt wurde Dank einer Ausstellung von Photographien zum Thema Eisenbahn die Zeit des Wartens bis zur Abfahrt des Zuges weder lang noch langweilig:
(2002 / Viaje del tren a través del tiempo. José Manuel Sánchez Barrado, Zamora; Reise mit dem Zug quer durch die Zeit)
Da die Photographien mit Glasscheiben geschützt waren, ergaben sich interessante Überlagerungen der eigentlichen Aufnahmen und dem, was man in der Spiegelung von den Strukturen der Bahnhofshalle sah:
Großes Erstauen bei der Ankunft in Orihuela, der neuen Benennung der Haltestelle wegen - sie nennt sich nicht mehr Orihuela (so, wie noch bei meinem letzten Besuch im vergangenen Jahr, sondern Orihuela Miguel Hernández:
Der Dichter Miguel Hernández wurde vor genau 100 Jahren (am 30. Oktober) in Orihuela geboren (und starb am 28. März 1942, krank nach seinem Weg durch die Gefängnisse der Sieger des Bürgerkrieges). Je mehr ich in den letzten Wochen über Miguel Hernández gelesen habe, umso mehr gefällt er mir und umso mehr Wertschätzung und Aufmerksamkeit scheint er mir zu verdienen. Aber von hier bis zu dieser Demonstration auf den Schildern des Bahnsteigs der Eisenbahn-Haltestelle ... ?
Nun gut, es scheint eine Mode oder Manie der spanischen Eisenbahnen zu sein, ihre Bahnhöfe nach herausragenden Persönlichkeiten zu benennen; ich kannte das von großen Bahnhöfen wie Burgos Rosa de Lima, Málaga María Zambrano y Segovia Guiomar (welch Einfall, mit dem Namen, den Antonio Machado benutzte, um sich an seine Geliebte Pilar de Valderrama zu wenden, einen Bahnhof zu taufen!), aber bei diesem ziemlich kleinen Bahnhof von Orihuela erscheint es noch befremdlicher.
An vielen Stellen wird die Erinnerung an den vor einem Jahrhundert in dieser Stadt geborenen Miguel Hernández wachgehalten, eine Ehrung des Dichters, an der auch nur wenig zehrt, daß dahinter eine gute Portion kalten Kalküls von Stadt-Marketing steckt:
Die Straße, die zur Casa-Museo Miguel Hernández führt, stellt sich sehr pittoresk dar; ich nehme an, daß sie zu Lebzeiten des Dichters grauer erschien:
Im übrigen lohnt stets ein Rundgang durch das Zentrum der Stadt mit seinen Geschäften:
Mit dem Zug sind es von Orihuela in Richtung Alicante weniger als 10 Minuten bis zum Bahnhof von Callosa de Segura:
Eine Stadt, die mit ihren 18000 Einwohnern sehr viel kleiner als Orihuela (86000 Einw.) ist, aber auch durchaus lohnt, die Reise zu unterbrechen, um einen Rundgang durch ihre Straßen und Gassen zu machen und die Landschaft zu betrachten, in die sie eingebettet ist:
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