Dienstag, 17. Juni 2008

Der Staat zahlt, die Kirche lenkt

Die einzige katholische Universität im deutschsprachigen Raum ist die von Eichstätt, einer in Bayern gelegener Stadt. Die Nachrichten, die es in der Presse dazu gibt, unterscheiden sich, aber man kann daraus ableiten, daß die katholische Kirche nicht mehr als 25 % und der Staat Bayern zumindest 75 % der Kosten dieser Universität zahlt. Aber die, die zu sagen haben, sind die bayrischen Bischöfe, und der, der am meisten zu sagen hat, ist anstatt des bayrischen für die Universitäten zuständigen Ministers Gregor Maria Hanke, der Bischof von Eichstätt.

Bis hier ist alles normal - gut, normal innerhalb der Geschichte von Konkordaten und im Rahmen des Fehlens einer strikten Trennung von Kirche und Staat, wie wir sie vom benachbarten Frankreich kennen.

Aber das Durcheinander begann, als nach der Wahl von Ulrich Hemel, der in seiner Person den Beruf eines Professors für Religionspädagogik mit dem des Unternehmensberaters vereint, das "nihil obstat" vom Vatikan ausblieb. Möglicherweise griff der Papst selbst seiner bayrischen Herkunft wegen in diesem Fall eingriff, aber wahrscheinlicher erscheint mir - immer dem folgend, was man in der Presse lesen kann; denn selbstverständlich läßt sich auf der offiziellen Seite der Universität keine diesbezügliche Information finden - daß es unter den bayrischen Bischöfen oder ihrer Umgebung einen oder mehrere gab, die den Vatikan über den gewählten Präsidenten orientierten: Das dritte Mal verheiratet (nach kirchenrechtlich korrekter Auflösung der ersten Ehe und nur standesamtlich geschlossener zweiter Ehe); laut Kommentaren kirchlichen Kreisen nicht gehorsam und demütig genug; und keinen Hehl aus seiner kritischen Haltung gegenüber dem derzeigigen Papst machend.

Bischof Hanke ging gehorsam vor und verweigerte dem gewählten Präsidenten die Ernennung. Die übrigen Bischöfe unterstützten dabei mehrheitlich den Chef der Diözese Eichstätt; man weiß nicht, ob es einen mit Courage gab, der sich für die Respektierung der Entscheidung einer Universität einsetzte, von der man weiß, daß sie mit einer gewissen Autonomie versehen ist.

Heute informierte die Presse davon, daß Bischof Hanke den Kanzler der Universität abgesetzt hat und ihr eine aus zwei von auswärts kommenden Professoren bestehende Leitung vorgesetzt hat. In Anspielung auf vermeintliche finanzielle Unregelmäßigkeiten kündige er eine Wirtschaftsprüfung an.

Deswegen wuchs das Unbehagen in der Universität noch mehr, sowohl unter den Studenten als auch im Lehrkörper. Und man versteht auch das Warum: Offensichtlich will die Kirche der Universität eine neue Grundordnung verpassen (die derzeit gültige hatte Bischof Hanke vor rund einem Jahr erst genehmigt), und es scheint so, daß der Papst jetzt das Recht beansprucht, ganz direkt in entscheidenden Fragen dieser Universität eingreifen zu können.

Ich werde Euch davon unterrichten, wie dieser Konflikt weitergeht oder welche Lösung, sofern es sie gibt, er hat.

1 Kommentar:

Cigarra hat gesagt…

¿Ha terminado la Edad Media, o todavía dura en muchos sitios de Europa? ¡Hay que ver las cosas que dice y hace la Conferencia Episcopal Española!